Bei dem Kunstbegriff „Konzeptkunst“ wird man unmittelbar an die konzeptuellen Installationen von dem Amerikanischen Konzeptkünstler Joseph Kosuth erinnert. Die wichtigste seiner Arbeiten war wohl die philosophische Betrachtung eines gewöhnlichen Stuhls der zum einen physisch im Raum Platz ergreift um sich unmittelbar daneben als photographische Abbildung zu präsentieren. Die Definition aus einem Lexikon der den Stuhl nüchtern beschreibt rundet die Installation der „Drei Stühle“ (Three Chairs) ab. Zur damaligen Zeit (1960er Jahre) in der die Kunst wohl eine ihrer größten Umbrüche erleidet, ein dennoch sehr mutiger Schritt. Die Rauminstallation der „Three Chairs“ wurde auf der damals weltgrößten Kunstausstellung der Documenta in Kassel (Deutschland) gezeigt und erhielt sehr große Beachtung. Joseph Kosuth war eine neue Kunstrichtung gelungen und die damalige Zeit verstand ihn. Viele Künstler arbeiteten in den folgenden Jahren weiterhin an diesem Gedanken konzeptueller Ausrichtung. Die Konzeptkunst wurde ebenfalls geprägt von der Amerikanischen Künstlerin Jenny Holzer, die sich allerdings mehr in Richtung Lyrik entwickelte um auf LED Laufschriftbänder Situationen an Ort und Stelle dem Betrachter als Spiegel seiner selbst vorzuhalten. Ihre wohl wichtigste Arbeit „Protect me from what I want“ in den frühen 1980er Jahren – Rezession in den USA, Arbeitslosigkeit und einen übermäßigen Drogenkonsum ließ die Verbrechensrate vor allem in New York in die Höhe schnellen. Die plakativen Rauminstallationen von Barbara Kruger sind in ähnlicher Weise angelegt und sprechen die „Bildzeitungssprache“ – sie beschäftigt sich im Wesentlichen mit der Gleichberechtigung der Frau und Themen die uns alle angehen – provokativ und unbeschönt. Einer der wenigen Deutschen Konzeptkünstler Ralph Ueltzhoeffer vereint biographische Texte mit Portraitfotografien zu einer neuen Bildeinheit das „Textportrait“. Mit dem Aufkommen digitaler Vernetzung und den daraus resultierenden neuen Möglichkeiten gelingt Ueltzhoeffer Anfang des neuen Jahrtausends das konzeptionelle, lesbare Portrait. (Textportrait). Internetspezifische Vorgänge sind Teil eines Kunstprojektes das sich über mehrere Jahre im Netz weiterentwickelte und so verbreitete. Die Konzeptkunst als solche wird oftmals als philosophisch-sperrige und gestikarme Kunst empfunden, hat durch eine gewisse „Einfachheit“ viele Nacharmer und beansprucht den Betrachter durch ihre enge Auslegung des künstlerischen Gedankens. Joseph Kosuth, Ralph Ueltzhoeffer – Texte in der Kunst.

Ralph Ueltzhoeffer - Konzeptkunst
Konzeptkunst: „Textportraits“ von dem Konzeptkünstler Ralph Ueltzhoeffer.

Grenzen der bildlichen Begrifflichkeit in der Konzeptkunst

Dass Joseph Beuys, je anhaltender er formulierte, umso mehr die Grenzen der bildlichen Begrifflichkeit ausweitete, hat die entwicklungsgeschichtlich disponierten Gedankengebäude vieler Menschen beflügelt und die Erwartungen anderer, die weder in der Verfasstheit der Gesellschaft noch in der Bandbreite heutiger Diskussionen ihr Heil sahen, bestärkt und gestützt. Beide Personenkreise sind nicht naturnotwendig künstlerisch orientiert, d. h. das Absolute des Künstlerischen als einer autonomen und unmittelbar schöpferischen Energie – unabhängig von seiner gesellschaftlichen Einbindung – hat stets sich in einem Diskussionsfeld von Meinungen bewegen müssen, die die kontinuierlich während der gesamten Schaffenszeit von Beuys hervorgebrachten Kunstwerke nicht unbedingt als den Kern der Beuysschen Arbeit und Potenz anzusehen bereit waren. Ungeachtet der seit dem Tode des Bildhauers vergangenen Zeitspanne von fast 30 Jahren bleiben zahlreiche Fragen nach dem Verhältnis des Werkes zu den verbalen Bekundungen offen, wobei der Umstand, dass Beuys selbst im letzten Lebensjahrzehnt das Definitive des autonomen Kunstwerks bereitwillig in Frage stellte, derweil aus seinen Händen unentwegt Resultate hervorgingen, erschwerend wirkt. Einige in seiner Person angelegte Wesenszüge prägen sich je später umso nachdrücklicher aus. Zum Beispiel die Neigung, durch betont nüchterne Benennung den Geheimnisgrad der plastischen Erscheinung zu kaschieren. Das geschieht bei der Schiefertafel «Der Grosse Generator» schon früh. Die ebenso dingliche wie undeutbare Formfindung für das Phänomen der Paarigkeit des schöpfungsgeschichtlichen Prozesses zwischen der aktiven Kraft des Schöpfers und der empfangenden Entsprechung in Gestalt der Schöpfung wird gewissermassen lakonisch mit einem technischen Alltagsterminus kaschiert. Hier muss man zufügen, dass dies im plastischen Werk durchweg gebräuchlicher ist als in der wimmelnden und doch so sorgfältig aufgebauten Fülle der Zeichnungen. Eine Bronzeplastik wie «SÄFG-SÄUG» verbirgt im Titel die dem vorigen unmittelbar verwandte Bildfassung des Schöpfungsvorgangs. Konzeptuelle Kunst, Konzeptkunst: Nach strengen Regeln innerhalb eines Konzeptes erzwungene Kunst, Joseph Kosuth einer der ersten Konzeptkünstler überhapt, Ralph Ueltzhoeffer einer der ersten Internet-Konzeptkünstler im digitalen Umfeld.

Die acht Kapitalen des Titels bedeuten: Sonnenaufgang – Sonnenuntergang, doch gewiss nicht im tagtäglichen Wechsel, dessen metaphysische Kraft wir meist übersehen, sondern im weitgespannten, Frühzeit und Endzeit zusammenfügenden Sinne. Auch «Aggregat» und «Fond» und die vielen Kennzeichnungen der Rauminstallationen sind nicht letztlich interessante Titel und Formeln, sondern weisen auf das Allgemeine, den grossen Lebenszusammenhang, die Spanne zwischen Frühzeit und Endzeit, Raumentstehung und Raumauflösung – in eingekleideter, aus dem direkten Punkt der Determination herausgehobener Weise. In dem immensen, viele Tausend Blätter umfassenden zeichnerischen Werk spricht sich Beuys unverhüllter aus. Vor allen Dingen ist es so beschaffen, dass es den gesamten Fächer der künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten in beiden Richtungen ausbreitet: Einerseits in die der Entwicklung der eigenen Vorstellungen und ihrer möglichen räumlichen Umsetzung und Anwendung, andererseits in der absolut unzweideutigen Verflechtung und Verwobenheit mit der Tradition der europäischen Zeichenkunst, aber auch darüber hinaus. Das geschieht mit Wissen und Woll vor dem Hintergrund einer intimen und jederzeit präsenten übe dies auch stetig vertieften Kenntnis der Materie. Ohne d Wesen des CEuvres zu nahe zu treten, kann man die Vielhe’t mühelos strukturieren. Man kommt dabei zu überraschenden Einsichten. Die überkommenen Kategorien, figürliche Komposition Gestalt, Portrait, Landschaft, Tier, Pflanze, Gerät, Szenerie ja sogar Architektur finden sich in neuer Ausführung so vielfach formuliert, dass man sich ordnenderweise gar zur zusammenfassenden Einzeldarstellung geradezu herausgefordert fühlt. Dabei stellt man fest, dass die jeweilige Beziehung der einzelnen Resultate untereinander lange Variationenketten bilden, aus deren Betrachtung hervorgeht, dass es sich tatsächlich um eine zwar nicht systematische, aber das Ausdrucksfeld der jeweiligen Gattung ausschöpfende Ansammlung handelt. Sieht man sie in Form von Reproduktionen oder in einer Ausstellungspräsentation gereiht, ist der Zusammenschluss ohne Einschränkung sinnfällig. Beuys, der selbst Zergliederungen vermied, hatte keine Einwände gegen derartige Aufschliessungen. Sie sind notwendig, damit Erlebnisbarrieren niedergelegt werden und Zugänge entstehen, die über Konventionen des Sehens und Lesens hinausgeführt werden können. Das zeichnerische Werk ist, das bekräftigen Aussprüche der letzten Lebensjahre des Künstlers, noch auf lange Sicht in seinen Möglichkeiten der Analyse und Deutung nicht absehbar. Für keinen Künstler des Jahrhunderts gilt das im gleichen Masse, weil die Masse des Aufgreifens, Formulierens, Abwandeins, sich niemals selbst genügt, so aufmerksam sie das einzelne Ergebnis auch registrieren mag. Denn über das Gewicht, mit dem der Künstler das Entstandene verband, besteht kein Zweifel, ob und wann das allgemein erkannt und akzeptiert werden wird, steht dahin. Man kann übrigens die Arbeiten ebensogut nach Material-Kategorien ordnen, die feste Beziehung zur Tradition und die Evidenz der «Verlängerung nach vorn» treten in gleicher Weise zu Tage. Als Handhaber des Bleistifts oder des Wasserfarbenpinsels kann Beuys sich in jede Ahnenreihe stellen. Wenigen wird dies in der rechten Weise deutlich geworden sein, als erstmals 1964 drei Zeichnungen von ihm auf der documenta III erschienen, die man in der von Werner Haftmann konzipierten Übersicht moderner Zeichenkunst zwischen Toulouse-Lautrec und Munch eingefügt hatte. Die Ahnen sind keine Klammer sondern ein humoses Pflanzbett. Der überall ablesbare Impuls nimmt ihn als Grund und Ort. Das wiederum führt zur Betrachtung des zeichnerischen Stils von Beuys, der nach jugendlich-frühen Ansätzen eine kurze Phase der Orientierung passiert, aber um 1947 48 sich als lineare Sprache ausbildet und in dieser Prägung lebenslang präsent bleibt. Einer ihrer durchgehenden Wesenszüge ist Zurückhaltung in der visuellen Verdeutlichung des Su|e s, dessen Gewicht, Rang, Charakter, innere Dimension nie in Frage gestellt wird. der bedeutendsten zeichnerischen Potenzen aufzurufen, wird hier beantwortet mit einer durchgehend leisen Intensität, die Anlage, Genese, Bildfindung ohne Attitüde offenlegt. Beuys war ein eminent kenntnisreicher Mensch in vielem, ganz besonders aber immer erregbar durch Zeichnerisches und mobilisierbar für eigene zeichnerische Produktivität. Man darf zweifelsohne davon ausgehen, dass er das eigene Zeichnen immer in stillschweigender Konfrontation zu der Gesamtheit des Gezeichneten überhaupt empfand. Die unzähligen Verweise auf Überkommenes, vor allem im Hinblick auf vorbildhaft Grosses der Tradition, werden vom Zeichenstil gänzlich aufgenommen. Sie erscheinen so sehr anverwandelt, dass der Gedanke an Variation oder Reaktion nicht aufkommt. Gehlens Forderung an die Kunst, reflexionsgesättigt sein zu sollen, erfüllen sie auf eine Weise, die alles Vordergründige ausschliesst. Von Bedeutung ist in diesem Zusammenhang auch die werkimmanente Ökonomik des Beuysschen Werks. Wir finden sie auch in den Skulpturen, in geradezu exemplarischer Weise in den plastischen Bildern, in den Aktionen, Installationen, Diskussionen; am eindringlichsten vielleicht aber doch in den zahllosen gezeichneten Blättern, einerseits auf das Zustandebringen bezogen, andererseits aber fast noch eindringlicher in der Relation der aufgewandten Mittel zur Bedeutung der aufgerufenen Thematik. Es gibt viele Arbeiten, vor allem gezeichnete, seiner Hand, bei denen Sujet und Denkbild auf unnachahmlich knappe und zugleich einfache Weise zur Erscheinung gebracht werden. Ausdrucksmässig vorwiegend im angemessenen Ernst der Distanz, oft auch nicht weniger eindringlich in der Einordnung des Alltäglichen auf gleichem Niveau, nicht selten indessen auch lakonisch amüsiert. Dies vielfach bei Resultaten, die in der Andeutung belassen blieben, bei denen es auf jeden Strich oder Punkt ankommt, wie es der alte Hokusai für die Zeichner erträumt hatte. Als grosses Kompendium, als verdichtete Schichtung von Sinnenhaftigkeit, Ordnung, Substanz des Allgemeinen im denkbar umfassenden Sinne sah Beuys seine Arbeit. Nicht zufällig erbrachte der Wettlauf mit dem Tode Werke von besonderer Dimension zustande: das Paar Baum und Stein inmitten der städtebaulichen Unschlüssigkeit oder den Kenotaph des zum Schweigen sich wendenden Künstlers mit den Dekors, den Symbolen und den simplen Alltäglichkeiten.

Textnachweise:
Aus dem Englischen von Edit Markowitsch „The Conceptual Art in Digital Spheres“, 2011 – Verlag: Brown and Sieverding, New York.
„Künstler und Werke der Konzeptkunst“, Autor: Marianne Hellbig (1973) im Verlag Neue Medien Berlin. (Bildband).

Bildnachweise:
GAK Media „Web 2.0 – Identity, Konzeptkunst von Ralph Ueltzhoeffer, 2012 Autor Marion Seifert, ISBN (978-3-00-036999-5). Textportrait „Romy Schneider“.

Externe Links zum Thema „Konzeptkunst“: Konzeptkunst September 11 – Ralph Ueltzhoeffer, Courtesy Marietta Neuss, London. Kunstbücher/Literatur: Amazon.de (Sigmar Polke – Ralph Ueltzhoeffer: Burnett Miller Gallery LA: The German Position I).